Sankt Veit am Vogau 2012

Südsteirischer Pfarrer gegen Homosexualität

Für große Aufregung sorgen die radikalen Ansichten des Pfarrers von St. Veit am Vogau zum Thema Homosexualität. In einem Pfarrblatt bezeichnet er die sexuelle Neigung als „heilbar“. Homosexuellen-Vertreter fordern nun seine Absetzung.

Südsteirischer Pfarrer stützt sich auf angebliche wissenschaftliche Erkenntnisse

Schon einmal hatte der Pfarrer von St. Veit am Vogau, Karl Tropper, mit radikalen Standpunkten zum Thema Islam für Aufregung gesorgt. Nun sind es seine Ansichten zur Homosexualität, mit denen er große Wellen schlägt. Demnach sei diese sexuelle Neigung unnatürlich und krank.

Pfarrblatt ging an tausende Haushalte

Verbreitet wurde diese Ansicht in einer Beilage zum jüngsten Pfarrblatt, das an 2.500 Haushalte gegangen ist. Diesem legte der Pfarrer Karl Tropper angeblich wissenschaftliche Erkenntnisse zur Homosexualität bei, die seine Ansichten untermauern. Darin wird von einer Triebverirrung und heilbaren Krankheit gesprochen. Und: Homosexuelle hätten mehr als sechs Millionen Aids Tote zu verantworten.

In der Messe am Sonntag bekräftigt der Pfarrer seine Standpunkte ein weiteres Mal und sagt, die Wahrheit sei offenbar Diskriminierung. Viele Kirchgänger in St. Veit am Vogau stehen hinter ihrem Pfarrer: „Er ist der, der uns aufklärt und leider Gottes, unter Anführungszeichen, uns 20 von Jahren voraus ist und ein Visionär ist“, sagt eine Kirchgängerin.

Diözese distanziert sich

Die Diözese hingegen distanziert sich von den Positionen des südsteirischen Pfarrers, sagt Johannes Ulz vom Pastoralamt der Diözese Graz-Seckau: „Ich bin sehr betroffen und auch erschüttert, denn für die Kirche ist es ganz klar, dass die Würde der Person, unabhängig von der sexuellen Ausrichtung gegeben ist“. Die Diözesanleitung werde daher das Gespräch mit Tropper suchen.

Karl Helmreich:

Sehr geehrter Herr Pfarrer Tropper!

Was hat sie bewogen, dieses Schriftstück zu Homosexualität jetzt zu verfassen? Die Bestätigung der Ergebnisse der PGR Wahl in Schützenhofen? Stellen Sie sich vor, eine solche Mehrheit würde in Ihrer Gemeinde für einen homosexuellen Mann votieren! Mussten Sie da der Entscheidung des Herrn Kardinal etwas zur Rettung der Christenheit entgegensetzen? Fühlen Sie sich immer noch als Hirte über ungebildete und unwissende Pfarrschaferl, von denen Sie Unmoral fern zu halten haben? Oder als einsamer Prophet, der seine Stimme erhebt gegen den Werteverfall in Gesellschaft und Kirche?

Zu den Ursachen von Homosexualität und wissenschaftlichen Erkenntnissen sollten Sie sich als Theologe lieber nicht äußern. Und es gibt auch andere Theologen als Sie! Die WHO hat schon 1991 Homosexualität von der Liste der „psychischen Störungen“ genommen. Haben die Ärzte, Psychologen, Biologen, die Sie als Zeugen anführen, freilich nicht namentlich, mehr wissenschaftliche Autorität? Auch das Institut für Jugend und Gesellschaft, ist schon die Bezeichnung Institut Gütesiegel genug, wer steht dahinter? Wenigstens haben Sie Ihre Quelle zitiert, den Psychologen von den Aardweg (sein Buch 1985 erstmals ins Deutsche übersetzt), auf den sich u.a. ein winziges Segment beruft, das Homosexualität immer noch als Krankheit sieht und Heilung ankündigt, wenn jemand nur genug Vertrauen hat und darum bittet „da jeder Mensch von Gott die notwendigen Gnaden bekommt, die sündhaften Neigungen zu überwinden.“ Dann kann man natürlich leicht sagen, nur weil er nicht genug vertraut und gebetet hat, wurde er nicht geheilt.

Nun sind ja nicht alle homosexuellen Menschen der Welt Christen, fassen ihr Sosein als Sünde auf.

Ihre Ausführungen zeigen, dass Sie von der Entwicklung des menschlichen Begehrens, von den Erkenntnissen der neueren Hirnforschung wenig Ahnung haben. Sie stützen sich auf Autoren, die Ihre Meinung stützen.

Dann zitieren Sie das AT und es klingt so, als ob Sie heute noch die Todesstrafe herabwünschten (die es in den KZs auch bei uns noch in großer Zahl gegeben hat). Gut, dass Sie nicht ihre homosexuellen Mitbürger, die es sicher auch in ihrem weiteren Umfeld gibt, in Salzsäulen verwandeln können.

Wir hätten als Kirchen die Aufgabe, als christliche Gemeinden, Minderheiten zu schützen, ihnen den Weg zu einem befreiteren Leben zu erweitern, Vorurteile abzubauen, nicht ein Bollwerk der „Reinen“ sein zu wollen, die sich abgrenzen und absichern gegen jegliches Anderssein.

Wenn ich schon „moralische Reinheit“ höre. Natürlich spielen da auch hinein die Verbiegungen in unserer Kirche: ihnen gebührt Respekt, aber leben dürfen sie ihrem Sosein gemäß nicht ! Wie bei den wiederverheirateten Geschiedenen – Josefsehe!

Als Draufgabe kommen noch 6 Millionen Aidstote – sind Sie wahnsinnig? Auf immer, hoffe ich, dass derartige Beilagen im Pfarrblatt an alle Haushalte durch Sie nie mehr möglich werden – haben Sie die selbst finanziert? Beilagen, die unsere Kirche noch nachhaltiger diskredidieren, als dies ohnehin schon der Fall ist.

Nach Ihrem Pamphlet gegen den Islam sagten Sie, Zitat aus der Kleinen Zeitung vom 11. 03. 2011:

„Der Bischof hat mich erst wieder (wie oft schon und noch?)angeraunzt, aber er ist mir alle Beweise schuldig geblieben (die Sie anerkennen? – wie Aardweg?). Ich muss meinem Gewissen folgen.“

Aber die Instanz Ihres Gewissen zählt nicht mehr, als das irgendeines Christen, Menschen ganz allgemein, als das eines gläubigen Homosexuellen!

Es grüßt Sie Karl Helmreich, Ordensmann, homosexuell

(nicht in einer Beziehung lebend, aber so bin ich)


Karl Helmreich (via E-Mail)

Pfarrer macht Homosexuelle für sechs Millionen Aids-Tote verantwortlich


Offener Brief an Bischof Egon Kapellari

Indessen ist ein offener Brief der steirischen Arbeitsgemeinschaft „Homosexuelle und Glaube“ (HuG) an Diözesanbischof Egon Kapellari ergangen. Darin fordert die Arbeitsgemeinschaft die Absetzung des Pfarrers. Heinz Schubert, Sprecher der HuG: „Er veröffentlicht seit Jahren immer wieder hetzerische Artikel gegen Schwule und Lesben. Wenn die Kirche glaubwürdig sein möchte, sind disziplinäre Maßnahmen gegen diesen Priester daher höchst an der Zeit.“

Laut HuG soll Tropper dem Pfarrblatt vor sieben Jahren schon einmal ein Flugblatt beigelegt haben, in dem er einen Zusammenhang zwischen der Verwüstung von New Orleans durch Hurrikan Katrina und dem dortigen Gay-Pride-Festival hergestellt haben soll.

Zuletzt sorgte das Thema Homosexualität auch in Stützenhofen in Niederösterreich für Aufregung. Kardinal Christoph Schönborn bestätigte dort gegen den Willen des örtlichen Pfarrers einen homosexuellen Pfarrgemeinderat – mehr dazu in Homosexueller Pfarrgemeinderat bestätigt (noe.ORF.at; 30.3.2012).

Radikaler Pfarrer nimmt Homosexuelle ins Visier

Ein südsteirischer Pfarrer sorgt mit radikalen Ansichten zum Thema Homosexualität für Aufregung. Die Diözese hat dafür kein Verständnis.

Für seine radikalen Ansichten gegenüber dem Islam ist Karl Tropper – Pfarrer im südsteirischen St. Veit am Vogau – hinlänglich bekannt. Jetzt sorgt er mit einer mehrseitigen Beilage zum Thema Homosexualität im jüngsten Pfarrblatt für Aufregung. Aufmerksam macht darauf ein junger Mann (Name der Redaktion bekannt), der in Graz Lehramt für Katholische Religion studiert und den Text als hetzerisch und diskriminierend beurteilt. „Gott liebt alle Menschen, wieso schaffen das die Menschen nicht?“, fragt sich der 25-Jährige.

Und tatsächlich geht es in dem Text ordentlich zur Sache: Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Homosexualität werden darin publiziert. Demnach handle es sich nach biologischer und psychologischer Erkenntnis um eine Krankheit. Eine erworbene Sexualneurose, die die Lebens- und Arterhaltungsfunktionen störe. Homosexualität wird weiters als Triebverirrung beschrieben. „Homos“ seien unglückliche, ruhelose Menschen, denen die Einsicht fehle. Dann kommt ganz harter Tobak: Außerdem hätten sie mehr als sechs Millionen Aids-Tote zu verantworten.

Auch die Bibel wird über eineinhalb Seiten zitiert. Diese verurteile die widernatürliche Praxis unmissverständlich und streng. Der Alte Bund schreibe für diese Verirrung gar die Todesstrafe vor. Pfarrer Karl Tropper meint auf Anfrage der Kleinen Zeitung lapidar: „Was ist da falsch?“ Und die Empörung des jungen Studenten quittiert er mit der Aussage: „Es ist gesund für ihn, nachzudenken.“

Auf wenig Verständnis stoßen die radikalen Ansichten des südsteirischen Pfarrers bei Johannes Ulz vom Pastoralamt der Diözese Graz-Seckau: „Durch die Beilage des jüngsten Pfarrblattes der Pfarre St. Veit am Vogau fühlen sich homosexuelle Menschen diskriminiert, verletzt und verhetzt, gedemütigt und entwürdigt. Das macht mich sehr betroffen.“ Es sei auch klar, dass damit die kirchlichen Vorgaben und Grundsätze in der Seelsorge völlig missachtet werden. Die katholische Kirche rufe in ihrem Katechismus dazu auf, homosexuell geprägten Menschen mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen. Man müsse sich hüten, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen. Die Würde einer Person sei unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Gottes Liebe und Zuwendung gelte jedem Menschen. Einzige Aufgabe der Kirche sei es, diese Zuwendung Gottes für die Menschen erfahrbar zu machen.

Aufwecker Seite 19


Bettina Kuzmicki, 16. April 2012 Kleine Zeitung

Erklärung der Diözese Graz-Seckau zu einem Konflikt betreffend das Thema Homosexualität

Pfarrer Karl Tropper von St. Veit am Vogau hat durch eine Beilage zu seinem Pfarrblatt über das komplex Thema Homosexualität auf eine Weise Stellung genommen, die bei davon Betroffenen und weit über deren Kreis hinaus zu Kritik und auch zu Empörung geführt hat.

In einem offenen Brief an den Bischof wurde auch die Abberufung des Pfarrers gefordert.

Solche Forderungen wurden andererseits auch manchmal bezogen auf Proponenten der sogenannten Pfarrerinitiative öffentlich erhoben.

Die Diözese lässt sich von Handlungsanweisungen solcher Art nicht in Pflicht nehmen, lehnt aber schreckliche Vereinfachungen, von woher sie auch kommen mögen, strikt ab.

Was Pfarrer Tropper angeht, so hat er sich bekanntlich zum Thema Islam vor einiger Zeit zu einer nicht hinzunehmenden generell abwertenden öffentlichen Äußerung hinreißen lassen und wurde auch seitens der Diözese zurechtgewiesen. Gleiches gilt jetzt auch betreffend seine Stellungnahmen zum Thema Homosexualität.

Die katholische Kirche steht bezüglich dieses Themas in der Spannung zwischen der gebotenen Nichtdiskriminierung homosexuell orientierter Menschen und der Bewertung von praktizierter Homosexualität.

Es geht kurz gesagt um die Spannung zwischen einer aus der Glaubenstradition resultierenden Bindung an ein Prinzip und dem einfühlsamen Umgang mit den konkreten Biografien homosexueller Menschen.

Mit dieser Spannung geht zum Beispiel der italienische katholische Philosoph und Politiker Rocco Buttiglione in einem Kommentar betreffend des Verhaltens von Kardinal Schönborn in einem Konflikt in der Pfarre Stützenhofen sehr einfühlsam um. Dieser Text ist auf der Homepage der Diözese nachzulesen und sollte auch für Pfarrer anregend sein, zumal Rocco Buttiglione nicht als Laxist verdächtigt werden kann. Buttiglione wurde bekanntlich vom Europaparlament als EU-Kommissar abgelehnt, weil er zum Thema Homosexualität einer Mainstream – Position kritisch gegenüberstand.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die katholische Kirche mit Spannungen, aus welcher Richtung auch immer, nur dann hilfreich umgehen kann, wenn schreckliche Vereinfachungen allseits unterbleiben.

Montag, 16. April 2012 16:05

An: heinrich.schnuderl@graz-seckau.at

Sehr geehrter Herr Generalvikar!

Ich danke Ihnen für die Übermittlung der Stellungnahme und bedaure sehr, dass eine derartige mediale Auseinandersetzung überhaupt nötig ist.

Wie im Offenen Brief an den Herrn Diözesanbischof bereits formuliert, schätzen wir das Bemühen in der Diözese (und insbesondere Ihr Engagement), im Umgang mit homosexuellen Männern und Frauen einen Weg zu suchen, der es auch gleichgeschlechtlich liebenden Männern und Frauen ermöglicht, ihre Kirche als wirkliche Heimat zu empfinden. Wir interpretieren Ihre Stellungnahme als weiteres Indiz dafür.

Wenn Pfarrer Tropper nun entsprechend zurechtgewiesen wird, wie ich Ihrer Stellungnahme entnehme, und dies auch ein entsprechendes Ergebnis zeitigt, dann ist aus unserer Sicht bereits ein sehr wichtiger Schritt gesetzt.

Darüber hinaus würden wir uns sehr freuen, wenn dieser unerfreuliche Anlassfall den Anstoß dazu gibt, wieder einen intensiveren Dialogprozess in der Diözese einzuleiten. Dass es dafür auch höchst kompetente und engagierte Theologen an der Fakultät gibt bzw. gab (Prof. Ladenhauf), hat ja nicht zuletzt der Studientag „Ohnmacht, Sehnsucht und Ekstase – Gott und die Lebensformen des 21. Jahrhunderts“ im November 2010 gezeigt.

Herr Johannes Ulz ist am 11. Juni Gast bei der HuG (der Termin wurde bereits vor einiger Zeit fixiert); ihm sind wir für seine Stellungnahmen gegenüber Kleiner Zeitung und ORF Steiermark besonders dankbar und wir hoffen sehr, dass er auch von Seiten des Herrn Bischofs entsprechenden Rückhalt erfährt.

In der Hoffnung, das nächste mal aufgrund erfreulicherer Ereignisse miteinander in Kontakt treten zu können,

grüße ich Sie herzlich!

Mag. Heinz Schubert (Sprecher)